Donnerstag, 12. Juli 2012

[Story] Ein neues Leben

Die Idee zu dieser Geschichte stammt aus meiner Zeit in Spanien, die mich darüber nachdenken ließ wie schwer es ist ohne Sprachkenntnisse oder Personen die man kennt in einer komplett fremden Umgebung zu sein und wie man gerade in so einer Zeit mit Taten mehr zeigen kann als mit Worten.


Als ich aufwachte, zitterte ich am ganzen Leib. Es dauerte etliche Minuten bis ich die Husten- und Würgkrämpfe überwunden hatte und wieder etwas von meiner Umgebung wahrnahm. Ich lag in durchnässten Klamotten an einem Strand. Kleidung, Haare und Haut waren mit einer Mischung aus Sand und Salz bedeckt. Der Strand war ausgestorben. Keine Menschenseele war zu sehen und der Himmel von einem tiefdunklen grau überzogen. Vor Kälte wie Espenlaub zitternd krümmte ich mich zusammen.
Nach ein paar Minuten –oder Stunden?- schaffte ich es meinen Körper in eine, erst sitzende, dann aufrechte Position zu zwingen und ging schwankend den Strand entlang. Unwissend wohin der Weg mich führte.
Ich weiß nicht wie lange ich ging.  Aber irgendwann brach die Sonne durch die Wolkendecke, trocknete und wärmte mich etwas. Durch die Bewegung scheuerte der Sand meine Haut zwar wund, fiel jedoch schnell von der Kleidung ab. Ich konnte langsam wieder klarer denken. Doch konnte ich das wirklich? Ich überlegte wie ich auf diesen Strand gekommen war, kam jedoch zu keiner Antwort. Ich wollte die Frage verschieben, doch wohin sollte ich nun gehen, was sollte ich tun? Plötzlich überkam mich blanke Panik, als mir klar wurde, dass ich gar nichts mehr wusste. Mir gar nichts geblieben war. Keine Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn oder ähnliches an die ich mich erinnerte. Wohin sollte ich gehen? Wie hieß ich überhaupt? Wie at war ich? Meine ganze Identität, mein ganzes sein schwand mit dem ausbleiben jeder Erinnerung ein kleines Stück mehr bis ich völlig allein in der Dunkelheit zurückblieb. Ich sank auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen.
Ich weiß nicht mehr wie lange ich weinte, doch irgendwann spürte ich eine sanfte Berührung an der Schulter. Ich blickte auf und als ich durch den Tränenschleier wieder etwas erkennen konnte, sah ich eine alte Dame. Sie war ganz in schwarz und weiß gehüllt. Einzig ihr Gesicht mit der runzligen Stirn und den alles durchdringenden Augen war zu sehen.
Sie sagte etwas, was ich jedoch nicht verstand. Sie sah mich eine Weile nachdenklich an, bevor sie mit erstaunlich festem Griff meinen Oberarm ergriff und daran zog. Fast augenblicklich rappelte ich mich auf und folgte ihr.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit erreichten wir ein kleines Dorf. Die Häuser waren rustikale kleine Einfamilienhäuser. Der Gestank von Kuhmist und Pferdeäpfeln überwältigend. Fast am Ende der – aus festgetretener Erde bestehenden – schmalen Straße stand eine kleine Kirche. Sie war unkrautüberwuchert. Die wenigen Glasscheiben, die Licht in das innere ließen, rissig.   
Die Nonne  schob mich geradewegs hinein, als ich zögernd am Eingang stehen blieb. Durch eine handvoll Kirchenbänke hindurch und durch eine weitere Tür am Ende des Raumes. Der nächste Raum hätte nicht spartanischer eingerichtet sein können. Neun Betten auf der einen Seite. Jeweils drei übereinander und nebeneinander. Sie drückte mich auf eines der Betten. Während ich mich weiter umsah verschwand sie kurz. Die andere Hälfte des Raumes war mit großen Schränken vollgestellt. Noch bevor ich anfangen konnte mich zu langweilen oder auch nur über meine Situation nachzudenken, war die Nonne bereits wieder zurück. Sie hatte eine Arm voll abgenutzter Kleidung, ein Handtuch und einen Eimer Wasser dabei. Erneut sagte sie etwas in dieser fremden Sprache und als ich nicht reagierte zeigte sie ungeduldig auf den angeschleppten Haufen. Zögerlich schälte ich mich aus meiner furchtbar klebenden Kleidung. Die Kälte des Wassers stand der im Raum in nichts nach und so wusch und trocknete ich mich so schnell ich konnte und zog mich an. Die Nonne zog mich ungeduldig hinter sich her. In einen noch kleineren Raum der vom Schlafraum abging und mir bisher nicht aufgefallen war. Gerade groß genug um darin zu kochen. Zusammen essen? Unmöglich.
Für ihr Alter erstaunlich flink, war sie während meines kurzen Gedankensprungs aufgetaucht. Diesmal mit Unmengen verschiedener Putzutensilien. Sie deutete auf sich. ,,Magdalen“ Dann sah sie mich fragend an. Traurig schüttelte ich den Kopf. Wie sollte ich ihr erklären, dass ich keinerlei Erinnerung hatte? Erneut deutete sie auf sich selbst. ,,Magdalen.“, und dann auf mich. Innerlich die Schultern zuckend deutete ich auf mich und sagte den ersten Namen der mir einfiel. ,,Ana“
Magdalen lächelte zufrieden, drückte mir einen Putzlappen in die Hand, machte eine weit ausholende Geste die die ganze Küche einschloss und verschwand.
Einen Moment stand ich unschlüssig da. Doch dann zuckte ich mit den Schultern. Auch wenn ohne Gedächtnis, war ich nicht dumm und wusste worauf es hinauslief. Arbeit gegen Unterkunft.
Ich ahnte zwar, dass putzen keine große Leidenschaft von mir war, aber bis ich mein Gedächtnis oder zumindest eine Alternative zu diesem Ort hatte, konnte ich ein Dach über dem Kopf gut brauchen. Schweigend begann ich zu putzen. 

Die nächsten Wochen vergingen rasch. Mein Gedächtnis kehrte nichtmal ansatzweise zurück und da sich Magdalen und die anderen Nonnen nur darum scherten, dass ich aß, schlief und arbitete, fühlte ich mich schon bald sehr einsam. Ich verstand ihre Sprache nicht und da keiner sie mir beibrachte verschwammen diese Worte zu einer einzigen unbedeutenden Masse, der ich nichts entnehmen konnte.
Als ich eines morgens aus der Haustür trat, sah ich einen jungen Mann mit dem Rücken zu mir in einem jungen Baum klettern. Der Ast auf dem ich stand gab bedrohlich nach. Doch ihn schien es nicht zu ängstigen. In seinen Anblick versunken beobachtete ich wie er in rasantem Tempo die Äpfel des Baumes pflügte und in einen großen Korb auf seinem Rücken warf. Als der Korb beinah voll war kletterte er vorsichtig ein Stück hinunter. Dabei drehte er sich um und sein Blick fiel auf mich. Erschrocken verfehlte er einen Ast und stürzte zu Boden. Ich rannte zu ihm und kam gerade an, als er sich langsam stöhnend aufsetzte. ,,Hast du dir etwas getan?“, keuchte ich einen Moment vergessend das mich hier keiner verstand. Einen Moment sah er mir direkt in die Augen. Sein Blick fesselte mich. Seine Augen hatten das dunkelste Blau das ich je gesehen hatte. Einen Moment schien die Zeit still zu stehen, dann überzog ein breites Grinsen sein Gesicht. Er schüttelte stumm den Kopf. Verstand er mich? ,,Verstehst du mich?“, fragte ich aufgeregt. Doch als er mich wie ein großes Fragezeichen ansah begriff ich, dass er wohl erraten hatte, nicht aber wirklich verstanden hatte, was ich gefragt hatte. Traurig ließ ich die Schultern hängen und spürte wie meine Augen feucht wurden. Der kurze Moment in dem ich geglaubt hatte, dass mich jemand versteht, ließ alle Sehnsucht in mir hervorbrechen. An Erinnerungen, Freunde, Familie, Kontakte. An einen Ort zu dem ich gehöre.
Bevor ich wusste wie mir geschah, hatte er sich aufgerappelt und mich fest in seine Arme gezogen. Obwohl ich die Worte nicht verstand die er mir leise ins Ohr murmelte, übten sie doch eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Als ich mich wieder beruhigt hatte, entließ er mich aus seinen Armen und grinste mich schüchtern an. Kurz betrachtete ich sein, von der Arbeit sehnigen und muskulösen, Körper. Sein Körper, der eine merkwürdige Mischung aus Sonnenbräune und Sonnenbrand zeigte und sein Gesicht in dem sein grober Bartwuchs in krassem Kontrast zu seinen großen, kindlichen blauen Augen stand. Zum ersten Mal seit den etwa drei Wochen in denen ich nun schon hier war, fragte ich mich wie ich selbst wohl aussah und nahm mir unbewusst vor mich bei nächster Gelegenheit mal genau anzusehen.
Schüchtern lächelte ich zurück und half ihm dabei die Äpfel, die bei seinem Sturz aus dem Korb gefallen waren, wieder einzusammeln bevor mich Magdalen zurück ins Haus rief.

Wir frühstückten schnell im stehen, bevor wir wie jeden Tag die Kirche von Grund auf reinigten. Keine Ecke, ob nun sicht- oder unsichtbar blieb verschont.
Gegen zehn Uhr strömten die Besucher zur Sonntagsmesse in die Kirche. Ich war bisher bei keiner Messe in der Kirche geblieben. Ich war mir nicht sicher warum. Vielleicht weil es mir unheimlich war zu beten, wo ich doch nichtmal wusste wer ich war oder woran ich glaubte. Ich wollte gerade in unseren Schlafraum gehen und die Messe abwarten, als ich durchs Fenster draußen eine Bewegung wahrnahm. Kurzentschlossen machte ich kehrt und ging in den Garten. Der Junge vom Morgen stand vorn übergebeugt vor der Hecke und beschnitt sie eifrig. Wie fast immer knallte die Sonne gnadenlos auf diesen Ort und ließ seinen verbrannten Nacken vor Schweiß glänzen. Ich wollte ihn gerne ansprechen, doch wie? Hallo? Hi? Er würde es nicht verstehen. Traurig ließ ich die Schultern hängen. Doch plötzlich kam mir eine Idee. Schnell holte ich aus der Küche eine Flasche kaltes Wasser bevor ich ihm zögernd auf die Schulter tippte und sie ihm schüchtern lächelnd hinhielt. Dankbar nahm er sie und trank gierig mehrere große Schlücke. ,,Es ist heiß heute:“, sagte ich und deutete auf die Sonne. Er nickte. Dann deutete er auf mich und die Kirche. Ich übersetzte es als: ,,Musst du nicht rein?“, und schüttelte den Kopf. Er lächelte und zog mich mit sich in einen lichten Wald nur wenige Meter entfernt. Die kühle dort war himmlisch. Wir ließen uns auf den Waldboden sinken und sahen uns eine ganze Weile nur an. Plötzlich überkam mich ein mulmiges Gefühl. So sympathisch er auch aussah, wer sagte mir, dass er kein Vergewaltiger oder Mörder war? Als das Schweigen unangenehm zu werden begann holte er eine Servierte und einen Bleistift aus seiner Latzhose. Beides gab er mir, bevor er einen Apfel aus seiner Hosentasche zog, auf diesen deutete und ein mir unbekanntes Wort sagte. Ich begriff, schrieb das Wort auf und schrieb daneben Apfel. So ging es weiter mit allem was in greifbarer Nähe war. Baum, Blatt, Ast, Gras, Eichel… Wasser. Nach etwa einer Stunde war die Messe beendet und wir kehrten zur Kirche zurück. Überglücklich endlich ein paar Worte zu kennen schloss ich ihn fest in meine Arme was ihn stark erröten ließ.

Über die nächsten Wochen war viel Arbeit im Haus und Garten, was uns oft zusammen Arbeiten ließ. Er brachte mir regelmäßig neue Worte bei und wiederholte die gelernten. Manchmal brauchten wir Stunden umeinen Satz des anderen richtig zu verstehen. So lernten wir uns im Schneckentempo richtig kennen.

Nach mehreren Monaten konnte ich mich mit Hilfe vieler einzelner Worte und kurzer Sätze gut verständigen. Ich hatte mich gut eingelebt. Ich hatte mein Gedächtnis zwar nicht wieder, aber seit ich etwas sprechen konnte, nahmen mich die Nonnen herzlich in ihrer Gruppe auf. Als Timoty – mein eifriger Lehrer – mich abends tief in unseren Wald führte, klopfte mein Herz vor Nervosität. Seine Anwesenheit war inzwischen für mich natürlich und vertraut, wie atmen. Doch heute war etwas anders. Ständig setzte er zu Worten an, die dann doch nicht über seine Lippen kamen. Er wirkte nervös. Unsicher. Dieses Verhalten färbte auf mich ab und so schwiegen wir uns so lange wie schon seit Monaten nicht mehr an. Schweigend gingen wir zu unserem Lieblingsplatz im Wald. Eine kleine Lichtung mit einem kühlen, sauberen, kleinen See. Dort standen wir mehrere Minuten rum. Irgendwann wurde es mir zu bunt, ich zog meine Schuhe und Socken aus und ließ meine Füße im See baumeln. Nach einer Weile setzte er sich stumm zu mir.
,,Ana?“, murmelte er leise. ,,Ja?“, antwortete ich mit zittriger Stimme in seiner Sprache. Schweigen. ,,Du müde?“, fragte ich besorgt und berührte sanft seine Wange. ,,Nein.“, flüsterte er heiser. ,,Aber ich könnte eine Abkühlung brauchen.“, sagte er lächelnd. Als ich ihn nur verständnislos ansah, ließ er sich langsam ins Wasser gleiten und zog mich sanft mit sich. Erschrocken keuchte ich auf und begann wild zu strampeln bis mein Körper reflexartig Schwimmbewegungen machte. Irgendwann musste ich es wohl gelernt haben und mein Körper erinnerte sich nun daran. Zärtlich zog er mich Richtung Land, so dass ich plötzlich zwischen ihm und dem Rand gefangen war. Schüchtern grinste er mich an und schob mir eine Haarsträhne aus der Stirn. ,,Ana.“, flüsterte er fast nicht hörbar. Als ihm erneut die Worte stockten zog ich ihn fest an mich. „Du sorge. Bitte sagen mich.“ „Ich…“, er zögerte. „Du sollst nicht gehen. Aber wenn irgendwann dein Gedächtnis zurückkommt, wirst du bestimmt gehen. Ana…“ Sanft nahm er meine Hand, inzwischen feuerrot im Gesicht – zog sie aus dem Wasser und malte mit zittrigen Fingern ein Herz auf meinen Handrücken. ,,Ana, ich liebe dich.“ Ich hatte mich in den letzten Monaten so sehr mit meiner –nicht vorhandenen- Vergangenheit und dem lernen der Sprache beschäftigt, dass ich nicht einen Gedanken an Gefühle verschwendet hatte. Doch nun, als ich kurz in mich horchte, schlugen beinah unbändige Gefühle über und in mir ein. ,,Ich auch.“, ächzte ich. Wir kletterten schwerfällig aus dem Wasser und konnten uns plötzlich nicht mehr in die Augen sehen. Schüchtern nahm er meine Hand in seine. „Ich bin nicht reich. Ich kann dir nicht viel bieten. Aber ich werde immer alles in meiner Macht stehende tun, damit du glücklich und sicher bist.“
Zärtlich öffnete er die Knöpfe meiner Bluse. Zögerlich. Einen nach dem anderen. „Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Doch ich begehre dich schon seit ich dich das erste mal sah…“ Mein Herz raste. Ich hatte ihn nicht ganz verstanden doch als ich spürte wie er sanft den letzten Knopf meiner Bluse und danach meinen BH öffnete war mir auch so klar was er meinte. In mir tobte ein gnadenloser Kampf. Angst gegen Vertrauen, Schicklichkeit gegen Verlangen. Inzwischen hatte er sich die Hose abgestreift und während seine rauen Finger über meine Brustwarzen streichelten, rieb sein in Shorts gefangenes Glied über meinen Oberschenkel. Als er den Knopf meiner Hose öffnete, wimmerte ich ängstlich. ,,Keine Angst, vertrau mir.“, murmelte er leise während er mir die Hose abstreifte. Nun war ich bis auf meine Unterhose nackt. Sanft drückte er mich auf den Rücken. Während er mich zärtlich küsste, wanderte seine Hand in meine Unterhose. Reflexartig wollte ich meine Beine schließen, doch seine gemurmelten Liebkosungen beruhigten mich. ,,Du kannst jederzeit Stopp sagen. Immer. Ich würde nicht böse sein.“ Sanft zog er mir die Unterhose und sich selbst die Shorts aus. Als er sanft meine Klitoris massierte stöhnte ich genussvoll. Mein Körper bog sich ihm verlangend entgegen und schämte sich gleichzeitig dafür. Vorsichtig schob er einen Finger in mich. Über mein eigenes Verlangen, dass über mir zusammenschlug, erschrocken zog ich ihn am Nacken näher zu mir. Nahm mir das was ich wollte. Doch als er meine Beine um seine Hüfte legte, verkrampfte ich mich und begann zu zittern. „Alles okay?“, murmelte er rau. „Mir ist k…kalt.“. stotterte ich. Er lächelte matt. „Berühr mich. Erkunde mich. Das wird dir die Angst nehmen.“ Stumm starrte ich ihn an. Er legte sich unbefangen auf den Rücken, die Hände unter dem Kopf verschränkt. „Ich werde mich erst bewegen, erst weitermachen, wenn du sagst dass es okay ist.“ „Bitte schließ die Augen.“, flüsterte ich leise. Sein Blick war so intensiv, dass ich innerlich wie äußerlich erstarrte. Klaglos schloss er die Augen. Unsicher küsste ich seinen Mund. Streichelte mit meiner Hand seinen Brust- und Bauchbereich. Als ich über seine Brustwarze strich stöhnte er leise. Sanft umkreiste und knetete ich sie wie er es vorher mit mir getan hatte. Meine Finger fuhren sanft über seinen Bauch hinab zu seinem Glied. Zögerlich fuhr ich mit den Fingernägeln an seinem Glied entlang und umkreiste seine hochempfindliche Eichel bis er am ganzen Leib zitterte und sich ein dünner Schweißfilm auf seinem Körper bildete. „Bitte Ana, süße, gnädige Ana. Ich kann nicht mehr.“ „Sicher? Ich denke das doch.“, flüsterte ich spitzbübisch während ich seine Eichel sanft in den Mund nahm, mit der Zunge liebkoste und daran saugte. Woher mein plötzlicher Mut kam wusste ich nicht. „Ana. Bitte.“, wimmerte er während sich seine Bauchmuskeln verkrampften und die Ader an seinem Hals hinausstach. ,,Okay.“ Seine fahrigen, zittrigen Hände, sowie sein Mund waren überall und als er meine Beine um seine Hüfte legte, war ich mir ganz sicher, dass er jetzt und für immer auf mich aufpassen würde.

Als wir endlich aus dem Wald zurückkamen, ernteten wir missbilligende Blicke sowohl von den Nonnen als auch von den normalen Bewohnern des Dorfes. Timoty sparte in den nächsten Monaten jedes bisschen Geld was er entbehren konnte. So geschah es, dass wir bereits ende des Jahres verheiratet und zusammen gezogen waren. Als ich ein Jahr später schwanger wurde schien unser Glück perfekt. Bis es an der Tür klopfte und mein früheres Leben davorstand…

,,Wohnt hier eine Maria von den Strömen?“. Fragte eine harsche Stimme Timoty an der Haustür. ,,Nein, hier leben nur meine Frau und ich.“, sagte Timoty nach einem Moment verblüfften Schweigens hart zurück. „Uns wurde zugetragen, dass hier eine Frau lebt auf die die Beschreibung Marias passt. Wir sind berechtigt ihr Haus zu durchsuchen.“ Während die Männer auf die Tür zudrängten schmiegte ich mich zitternd in Timotys Rücken. „Timo, sie müssen mich meinen.“, flüsterte ich und schmiegte mich näher an ihn. „Ja.“, sagte er tonlos. Drückte jedoch sanft meine Hand. Kaum waren die Männer im Haus, war ich aus dem toten Winkel seines Rückens und sie entdeckten mich. „Maria, von den Strömen? Sie sind angeklagt des Ehebruchs und der Ehe mit zwei Männern gleichzeitig.“ „Timo“, wimmerte ich. „Das ist nicht wahr. Ich habe dich nie betrogen.“, schluchzte ich. „Vielleicht vor meiner Zeit. Dein Gedächtnisverlust…“ An die Männer gewand fuhr er kalt fort. „Die Konsequenzen? Geldstrafe?“ Der rechte Mann lachte trocken. „Prinz Michael von den Strömen sieht sowohl Ruf als auch Ehre geschädigt. Folter bis zum Geständnis und Reue. Dann die öffentliche Hinrichtung.“ Bei diesen Worten sank ich auf die Knie und übergab mich. „Timo“, weinte ich panisch. Er zog mich kurz, fest in seine Arme, unfähig ein einziges Wort über seine Lippen zu bringen. Dann wurde ich Timoty entrissen und in einen Käfig auf einer Kutsche gesperrt. Als der Käfig losfuhr brachte ich mich in eine sitzende Position und warf einen letzten Blick auf den wie erstarrt am Eingang stehenden Timoty.
Die Stunden verrannen. Es begann zu regnen. Der Regen durchnässte meine Kleider. Als die Kutsche plötzlich anhielt krampfte sich mein Magen zusammen. Einer der Männer öffnete die Eisenkiste und sein Kollege kletterte hinein während der erste ihn wieder abschloss. Die nächste Stunde wurde zu einem wahrgewordenen Albtraum. Er riss mir die Kleider vom Leib, begrapschte und vergewaltigte mich bevor er mit seinem Kollegen tauschte und alles von vorne losging. Alles weinen und betteln half nichts. Als sie genug hatten, wischten sie die Spermaspuren fort und zogen mir meine Kleidung wieder über. Irgendwann kamen wir an. Viele Häuser, doppelt und dreistöckig- Geschäfte, Parks, eine riesige Kapelle… nicht zu vergleichen mit unserem kleinen überschaubaren Dorf. Doch ich wusste, wo ich jetzt lieber wäre. Ich wurde in ein kleines, dunkles und feuchtes Verließ gesperrt. Als sie gingen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, verschluckte sie jedes Licht und ließ mich in absoluter Finsternis zurück. Wieviel Zeit ich dort allein verbrachte weiß ich nicht. Mehrere Stunden bestimmt. Ich weiß nur, dass die Männer mich irgendwann in eine Art Gerichtssaal brachten. „Hast du mit einem gewissen Timoty geschlafen? Hast du ihn geheiratet? Bist du von ihm schwanger?“ Ich versuchte mich zu erklären, doch ich wurde ständig unterbrochen und meine Sprachkenntnisse reichten nicht um mich zu verteidigen. Selbst wenn hätten sie mir vermutlich sowieso nicht zugehört oder geglaubt. Die Ehre meines ersten Mannes war angeknackst. Er wollte Rache. Ich wurde schnell verurteilt und halbnackt auf den Dorfplatz geführt und dort mit einem Stick an einen Pfeiler gefesselt. ,,Bitte. Ich wusste nicht. Ich verloren Gedächtnis.“, schrie ich panisch und versuchte mich vergeblich von den Fesseln zu befreien. ,,Freche Lüge, Hure!“, rief jemand aus der sich inzwischen versammelten Menschenmenge. Meine Hände wurden in Schlaufen gelegt, die sich fest zusammen und mich in die Höhe zogen bis nur noch meine Fußspitzen den Boden berührten. Ich spürte plötzlich eine Hand in meinem Rücken. Er kam langsam um mich herum bis er endlich in meinem Sichtfeld war. Blanker Hass stand in den Augen des etwa fünfzig Jahre alten Mannes. Hatte ich mich – trotz des Altersunterschiedes in ihn verliebt? Das er mein Mann war bezweifelte ich keine Sekunde, den der Hass in seinen Augen sagte alles war er nicht über die Lippen brachte. Er lächelte mich kurz an. Doch es war kein nettes lächeln, eher eines das Rache versprach. Sein Blick wanderte hinunter zu meinem – vom Baby sanft gerundeten – Bauch. Ohne Vrwarnung rammte er mit mehrmals mit aller Kraft das Knie in den Bauch. Für einen Moment wurde alles Schwarz um mich.

Ich war in einem kleinen, schmutzigen Zimmer. Der Mann vor mir streichelte sanft meine Wange. ,,Der Königssohn hat Interesse an dir.“, sagte der ältere Mann mit einer Mischung aus Trauer und Erleichterung in der Stimme.
Das Bild verschwamm und anstelle dessen stand ich in einem reinweißen Hochzeitskleid vor einem Altar. Die Hand die meine hielt, war verschwitzt und runzelig. Als ich  ihm das Ja-Wort gab, lief eine einzelne Träne über meine Wange. Ich hatte keine Wahl.
Erneut verschwamm das Bild und ich war dabei einen Brief zu schreiben:

Er schlägt mich. Ich schäme mich so für mich selbst, aber ich ertrage es einfach nicht länger. Nicht einmal für euch. Er wird mich umbringen wenn seine Wutanfälle weiter zunehmen. Bringt euch in Sicherheit, Mom und Dad. Ich werde fliehen. Ihr habt nicht mehr den Schutz des Königs.

Langsam kehrte ich wieder in die Wirklichkeit zurück. Alle meine Erinnerungen waren wieder da. Ich spürte wie man mir grob eine Flüssigkeit in die Kehle zwang. Peitschenhiebe prasselten auf meinen Rücken nieder. Dann spürte ich wie sie Salz auf die dutzende von Wunden verteilten und einrieben. Wer schrie bloß die ganze Zeit so entsetzlich? Ich. Selbst als es mir bewusst wurde konnte ich die Schreie nicht unterdrücken. Was sie alles mit mir taten weiß ich nicht mehr. Ich will es auch nicht wissen. Ich weiß nur, dass ich irgendwann nicht mehr stehen konnte und die eingeflösste Flüssigkeit Krämpfe in mir auslöste. Irgendwann wurde ich zurück in die Zelle geschleift. Dort blieb ich, auf dem Boden zusammengekauert, liegen. Ein einziges Wort kam über meine Lippen während während meine Magenkrämpfe unerträglich wurden. ,,Timo…“

Irgendwann ergriffen Fieberfantasien von mir Besitz. Jemand öffnete meine Zellentür und flüsterte leise: ,,Maria.“ Ich blieb reglos liegen. Wollten sie mich zum Galgen führen? Sie würden mich schon schleifen müssen. Mir fehlte einfach die Kraft. Ihre eigene Schuld. Ich spürte eine Berührung an meiner Schulter. ,,Ana.“, flüsterte die Stimme nun hartnäckig. Wer-auch-immer drehte mich vorsichtig auf den Rücken. Ich konnte nurnoch verschwommen sehen, aber war das nicht Timo? ,,Steh auf, Ana. Wir haben wenig Zeit. Steh auf.“ Ich konnte nicht. „Ich lass dich nicht hier!“, knurrte er wütend und zog mich hoch.

An die nächsten Tage erinnere ich mich nur Bruchstückhaft. Er bugsierte mich aus dem Gebäude. Hatte Wachen bestochen mit seinem letzten Hemd. Sozusagen. Er hiefte mich draußen in eine Kutsche. Tage, Wochen fuhren wir so weit wie möglich weg. Er kümmerte sich um mich. Reinigte und Verband meine Wunden, fütterte und pflegte mich.
Ich werde euch lieber nicht verraten wohin wir flohen, doch wir sind dort sicher. Haben uns ein neues Leben aufgebaut. Mein Baby hat die Folter leider nicht überlebt. Eine Tatsache die uns beide beinah seelisch umbrachte. Doch so hart es auch ist, das Leben geht weiter. Ich bin Ana. Maria erinnert mich zu sehr an diese schlimmen Tage und Ana ist mein neues Leben. Ein Leben mit Timo. Ein Leben im Glück. Timoty hatte das getan was zu der damaligen Zeit niemand für seine Frau getan hätte. Er hatte nicht nur sein weniges Geld und seine Heimat für mich geopfert, sondern auch sein Leben riskiert um mich zu retten. Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Meine Verletzungen sind verheilt und ich spreche und verstehe nahezu fehlerfrei die Sprache. Dennoch malen wir uns noch heute ein kleines Herz mit dem Finger auf den Handrücken wenn wir uns sagen wollen wie viel wir uns bedeuten.


Den Taten sind stärker als Worte. 

(c) Nadine Markowitz

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