Samstag, 30. November 2013

[Rezension] Herzversagen von Alessia Gazzola

Herzversagen - Ein neuer Fall für Alice Allevi
von Alessia Gazzola
ISBN 978-3-570-58514-6
carl´s books

Vorwort

Bei diesem Buch fühle ich mich mal wieder verpflichtet darauf hinzuweisen, dass ich lediglich praktische Erfahrung in Form von vielen gelesenen Büchern, aber keine Ausbildung oder ähnliches habe, was eine fachgerechte Beurteilung ermöglicht. Alles was ich hier schreibe ist lediglich meine eigene Meinung.

Meine Zusammenfassung

Als Alice die Aufgabe bekommt, zusammen mit zwei Kollegen zu untersuchen, ob ein alter Schriftsteller entmündigt werden muss, ist sie mehr als nur ein bisschen verwirrt. Der Schriftsteller ist voll zurechnungsfähig  und sein Geist schärfer als der von manch zwanzigjährigem. Seltsamerweise sieht der externe Gutachter dies anders und führt die eigensinnige Art des Schriftstellers als Beweis dafür an. Die drei Söhne des Schriftstellers stimmen dem zu, doch Alice ist überzeugt, dass mehr dahinter stecken muss. Wieder mal beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit des Schriftstellers. Doch dann ist dieser plötzlich tot und es scheint als wären ihre Ermittlungen noch lange nicht abgeschlossen. 

Meine Rezension

Da mir die Charaktere von ersten Teil sehr ans Herz gewachsen sind fällt es mir nun sehr schwer dieses Buch nun dermaßen anders als erwartet zu bewerten.

Die Charaktere wirken im Vergleich zum ersten Teil etwas abgestumpft und kraftlos. Sie tragen zwar noch ihren Teil zur Geschichte bei, wirken aber meistens etwas überflüssig und schwach.


Gerade die Protagonistin Alice hat nahezu ihre ganze Einzigartigkeit in Form von Missgeschicken und ihrem Privatleben eingebüßt. Während das erste nahezu komplett aus dem Buch verschwunden ist, ist letzteres eine dermaßene Mangelware, dass man sich schon wundert warum es überhaupt versucht wurde es mit einzubauen. Alles sehr lieblos und kurz dazwischen geschoben.

Auch ansonsten hat ihr alltägliches Verhalten sich in diesem Buch drastisch verändert (beispielsweise liest sie, was zwar auf das Thema des Buches zurückzuführen ist, aber bisher in ihrem Privatleben kaum mit einem Wort erwähnt wurde). Dies lässt auch sie selbst im Vergleich zum letzten Buch eher unglaubwürdig oder zumindest stark verändert wirken.

Das Verhalten im zwischenmenschlichen Bereich ist sehr widersprüchlich. Gerade Alice scheint ständig ihre Meinung (vor allem in Bezug zu ihren Gefühlen) zu ändern. Es ist zwar - wenn es zu diesen seltenen Momenten mal kommt - recht interessant aber auch hier muss ich betonen, dass es etwas unglaubwürdig rüber kommt. 


Das Buch hat nahezu nichts von alten - aber oft lieb-gewonnenen Krimiinhalten. Beispielsweise war es kaum möglich zu verdächtigen oder mitzurätseln, da die Fakten sich ständig änderten und erst sehr spät ins Spiel kamen. Das altbewährte Geständnis mit den Gründen viel auch weg. Stattdessen gab es ständig wechselnde und dann doch unechte *Beweise* und ein Ende bei dem ich schon gut hundert Seiten vor Schluss kaum noch etwas verstand, weil statt Taten und Aktionen nur endlose Gespräche über verschiedenste Personen kamen. Das war nicht nur langweilig, sondern auch so schwer zu verstehen, dass ich zunächst gereizt und dann fast schon wütend war und zum Schluss das durchsteigen einfach resigniert aufgab und mir das Ende sehnlichst herbeiwünschte. 


Im direkten Zusammenhang muss ich sagen, dass auch der Aufbau von Sätzen und Absätze in diesem Buch sehr zu wünschen ließen. Durch die vielen Gespräche und Personen, die echten oder nur vermuteten Intrigen bin ich so durcheinander gekommen, dass ich die Sätze doppelt und dreifach lesen musste und selbst dann verstand ich kaum den Sinn. 


Das einzige Positive was mir gerade einfällt ist, dass die Autorin, wie auch beim letzten Mal, einen gründlichen Aufbau mit Charakterhintergründen, Beweggründen und einer lebensechten Umgebung beschrieben hat. Da ich nicht ganz verstand, vermute ich zumindest, dass alle Charaktere berächtigte Gründe für Taten und vor allem für Verdächtigungen hatten.


Fazit

Leider muss ich sagen, dass dieses Buch -zumindest für meinen Geschmack- von der Qualität meilenweit hinter dem ersten Teil her hinkt und das ich enttäuscht bin. Da ich nicht die Reihe sondern nur das aktuelle Buch bewerte, kann ich leider nur zwei Sterne geben.

Dienstag, 12. November 2013

[Rezension] Mit Skalpell und Lippenstift von Alessia Gazzola

Mit Skalpell und Lippenstift
von Alessia Gazzola
ISBN 978-3-570-58504-7

Vorwort
Als ich das Angebot zu diesem Rezensionsexemplar bekam, war ich zunächst skeptisch. Ich habe sicher schon mehr als 500 Bücher gelesen, wenn nicht sogar 1000, aber die Krimis kann ich an einer Hand abzählen. Doch bereits die Zusammenfassung des Buches hat mich neugierig gemacht und so bin ich nun sehr froh, dass ich das Buch gelesen habe!

Meine Zusammenfassung
Alice Allevi ist Assistenzärztin der Rechtsmedizin. Ein Job in dem eine strenge Hierarchie herrscht, welches sie Tag für Tag aufs neue zu spüren bekommt. Beinahe ständig wird sie wegen ihrer Missgeschicke und ihrer Unwissenheit zurechtgewiesen. Als sie beim Einkaufen einem sympatischen Mädchen begegnet, welches Tags darauf tot aufgefunden wird, fühlt sie sich persönlich betroffen und setzt alles daran den Fall aufzuklären. Doch alle ihre Kollegen scheinen den Fall bereits innerlich abgeharkt zu haben und auch das ihre Vorgesetze Alice ein Ultimatum stellt, dessen Ablauf praktisch das aus ihrer Karriere bedeuten würde, ist nicht förderlich. Doch Alice weiß Prioritäten zu setzen. Wie gut das sie zwei gut aussehende - wenn auch nicht ganz einfache - Männer an ihrer Seite hat.

Meine Rezension
Das Buch hat mir mal wieder in Erinnerung gerufen, dass, obwohl viele Bücher desselben Genres gleich aufgebaut sind, es doch manchmal eines gibt, dass aus der Reihe fällt. Damit meine ich jetzt nicht, dass es besser oder schlechter als der Rest ist, sondern einfach, dass der Rote Faden so gar nicht zum Aufbau eines anderen Buches desselben Genres passen will. Für mich ist dieses Buch eines von ihnen! 
Bisher verstand ich unter Krimi eine langweilige Ansammlung von Fakten und Tatortbeschreibungen die einen überschwemmten, bis man irgendwann nicht mehr durchblickte und angeödet nur noch auf das Ende wartet, was dann meistens auch nur halb verstanden wird. Ein fades, trockenes Buch. Dieses hier passt ganz und gar nicht zu jenen!
Wie den Blitzmerkern bestimmt aufgefallen ist, ist im Titel die Rede von Lippenstift. Vermutlich ein dezenter Hinweis - eher ein Schlag mit einem Hammer, den ich zu meiner Schande nicht hörte ;-) - das Alice auch ein Privatleben hat. Natürlich steht das Verbrechen im Vordergrund, doch dieses Privatleben und ihr außergewöhnlicher Charakter sorgen für die nötige Abwechselung.

Ich glaube von allen Genres ist das schreiben eines Krimis am schwersten. Bei anderen Büchern kann man das *Grundgerüst*, den Roten Faden aufbauen, die Charaktere und es dann bunt ausschmücken. Ich behaupte zwar nicht, dass das leicht wäre - weiß Gott ich habe es versucht, und versucht und bin immer wieder kläglich gescheitert - aber beim Schreiben eines Krimis ist es sicher nochmal deutlich schwerer. Man muss sehr genau überlegen welche Informationen man dem Leser gibt und welche nicht. Zuwenige Informationen langweilen und der Leser blickt am Ende nicht durch, wie es zu dem Ergebnis kam. Zu viele können wichtiges zu früh verraten und das ganze Buch ruinieren. Das wäre... 
Um wieder zu meiner Rezension zurückzukommen... Alessia Gazzola hat diese ausgewogene Mischung wirklich fantastisch hinbekommen. Für andere Genres unnötige Lückenfüller sind in einem Krimi einfach unumgänglich zum Verständnis und zum -weiß gerade nicht wie ich es besser ausdrücken kann - Verstecken in den Seiten. Damit meine ich, dass man ja nicht nur das betonen kann, was für den Fall wichtig ist. Es würde hervorstechen wie ein Neonlicht in völliger Dunkelheit.

Die Personen in diesem Buch haben auf jeden Fall Charakter. Nicht einen so dezenten wie im zuletzt gelesenen Buch, nein, diese Charaktere kommen mit einem lauten Knall und wollen gesehen und gehört werden und dem Leser ihre Einzigartigkeit beweisen. Die eine schüchtern, zurückhaltend und wissbegierig, die andere ein richtiges Luder, einer sehr einschüchternd, ein anderer locker. Die Palette ist weit gefächert und es macht zusammen mit dem recht ungeschickten Pechvogelcharakter der Protagonistin alla Lisa Plenske (Verliebt in Berlin) und ihrem bewegten Privatleben einen hochinteressanten Fall zu einem außergewöhnlichen Buch.

Aber nicht nur die auftretenden Personen haben mich beeindruckt. Über das komplette Buch hinweg floss nebenbei Fachwissen (Obduktion, Tatortsicherung, erstellen eines Leichenbefunds etc) ein und man merkt das die Autorin keine Mühen gescheut und vermutlich auch sehr viel Zeit investiert hat um dies möglichst verständlich und ungezwungen nebenbei mit einfließen zu lassen. Ähnliches gilt für die allgemeinen Details wie beispielsweise die Umgebung in der das Buch spielt. Man kann sie beinah vor sich sehen.

Der Text ist trotz der medizinischen Fachbegriffe verständlich und flüssig, was mich doch schon etwas gewundert hat. Den das hätte ich in diesem Zusammenhang eher nicht erwartet.

In einem Schreibratgeber habe ich mal gelesen, dass das Schreiben ein Handwerk ist, welches man lernen kann, aber das humorvolle Schreiben ist eine Kunst. Entweder es fließt ganz selbstverständlich ein oder man sollte es besser ganz lassen. Es würde nur gezwungen wirken und in direkter Konsequenz eher mitleidig. 
Ich glaube das stimmt. Glücklicherweise habe ich bisher nur sehr wenige Bücher gelesen, bei dem der Humor so extrem gezwungen wirkte und - was mich wirklich froh macht, den dieses Buch hat mir sehr gefallen - auch dieses Buch hat einen ganz selbstverständlichen und natürlichen Humor! Was natürlich nicht zuletzt an Alices Missgeschicken und ihrem Talent sich in ungewollt komische oder schwierige Situationen zu bringen.

Fazit
Ein mehr als bloß lesenswertes Buch und schon vor dem Lesen von Band 2 weiß ich, dass die Autorin eine sichere Käuferin für den 3. Teil hat! ;-)



Dienstag, 5. November 2013

[Rezension] Je länger, je lieber von Alexa Hennig von Lange

Je länger, je lieber
von Alexa Hennig von Lange
ISBN 978-3-570-10074-5

Mein Dank für das Rezensionsexemplar dieser außergewöhnlichen Liebesgeschichte gilt dem C.Bertelsmann-Verlag und der Autorin Alexa Hennig von Lange.


Meine Zusammenfassung

Als Mimi erfährt, dass ihr Mann sie betrügt, ist sie am Boden zerstört. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte sie mit aller Kraft versucht perfekt zu sein. Nun, von der Liebe enttäuscht, zweifelt sie an der Richtigkeit ihres bisherigen Lebens. War es wirklich so klug sich mit aller Macht zum erfolgreich sein zu zwingen und darüber hinaus ihre Gefühle und ihr wahres Wesen zu ignorieren?
Um wieder zu sich zu finden, flüchtet sich Mimi zu ihrer beinahe 100 Jahre alten Großmutter Clara, welche leider schon in der folgenden Nacht ins Krankenhaus muss. Eine sowohl sehr seltene wie auch alte Herzverletzung wird diagnostiziert und es sieht so aus als verliere Mimi nun auch noch die Letzte aus ihrer Familie. Mit Hilfe ihres Jugendfreundes Bruno, welcher in ihr noch die längst verloren geglaubte, mutige und abenteuerlustige Mimi sieht, findet sie die Kraft Clara nicht aufzugeben und stößt bei ihrer Suche nach einem "Heilmittel" auf die von Widerständen gepflasterte, ebenso traurige wie berührende und lang andauernde Liebesgeschichte zwischen Clara und Jacques. 

Meine Rezension

So vieles hat mich an diesem Buch begeistert, dass es mir nun schwer fällt einen Anfang zu finden. Was mir zuerst auffällt (vermutlich das Auffälligste, weil es in der Form in Büchern nur selten vorkommt) ist die Buchaufteilung. Anders als bei den meisten Büchern werden hier gleich zwei Liebesgeschichten erzählt. Die Geschichte der vom Leben und der Liebe enttäuschten Mimi in der Gegenwart und die ihrer Großmutter Clara, welche man von Anfang des zwanzigsten Jahrhundert bis in die Gegenwart begleitet. 
Trotz dieses sehr seltenen *Tanzens auf zwei Hochzeiten* schafft es die Autorin doch problemlos den Leser emotional in beide Geschichten zu ziehen, sein Interesse zu wecken, nicht durcheinander zu bringen und die Geschichten so geschickt miteinander zu verknüpfen, dass die Zusammenhänge klar werden ohne bei der jeweils anderen Geschichte zu spoilern.


Jelängerjelieber - Clara´s Lieblingsblume
Ein weiterer Punkt den ich wirklich gut fand, war die Tatsache, dass das Buch wie das echte Leben ist. Es ist voller Zukunftsträume, Hoffnungen und Wünsche, Ängsten, Zweifeln und Überlegungen, Demut und Widerständen und von noch so vielem mehr. 
Die Charaktere sind nicht wie in Stein gemeißelt. Sie geben nach, ändern sich und sind auch manchmal unsicher. Dies wird während der Rund 80 Jahre die dieses Buch umfasst mehrmals deutlich und zeigt, zusammen mit dem sich stetig verändernden Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen, ein weiteres Mal wie realitätsnah das Buch geschrieben ist. 
(Ps: Trotzdem hat man manchmal das Gefühl das ein kleines Wunder am Werk ist!)

Die Stimmung in dem Buch war wechselhaft. Es gab einige ernste Momente, aber auch welche, in denen es mir trotz aller Anstrengungen nicht gelang ein breites Grinsen vom Gesicht zu bekommen und ich belustigt fast nicht so schnell lesen konnte, wie ich das Bedürfnis hatte umzublättern ;-)


Auch wenn sich einige der Charaktere in dem Buch oberflächlich betrachtet vielleicht ähnlich sein mögen, sieht man doch in kleinen Details die Unterschiede und vermutlich gerade deshalb auch die Arbeit die in ihnen und dem ganzen Buch steckt. 

Eines dieser Details sehe ich beispielsweise im Verhalten von Clara und Jacques, welche während der Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts aufwuchsen und dementsprechend ein anderes Verhalten, andere Werte und Überzeugungen in die Wiege gelegt bekamen als Personen in der Gegenwart. (Okay, dass doppelt sich etwas mit einem vorigen Absatz, aber ich fand es gehört auch in irgendeiner Form noch einmal hier hinein.) 

Der Schreibstil war sehr angenehm. Weder kam ich mit vermeidbaren, grammatikalischen Hürden in Schwierigkeiten, noch mit ewig-langen Sätzen. Nichts doppelt gemoppelt, keine unnötigen, schwierigen Informationen die vom eigentlichen Geschehen ablenken, verwirren oder einfach nur das Buch in die länge ziehen. Einfach nur... angenehm.


Da ich hier selbstverständlich nicht spoilern werde, sei nur dies zum Ende gesagt: Ich fand es sehr schade, dass nach dieser lang-andauernden Reise das Ende so schnell abgeharkt wurde und meiner Meinung nach ein paar Kleinigkeiten ungeklärt und für mich schöne Punkte einfach kurz in Vergangenheitsform zusammengefasst wurden anstatt sie noch zu *erleben*. Dies ist der einzige Grund für den Abzug des 5. Sterns.